Kira Bejaoui ist keine Influencerin der ersten Stunde: Erst 2013 entdeckte sie Ihre Leidenschaft für Instagram und begann erste Outfits zu posten. Dennoch ist die ehemalige Studentin der Kölner FHM, die dort das Fach Medienkommunikation & Journalismus belegte und in Crossmedia & Communication Management Ihren Master machte, eine Vertreterin der neuen Bloggerinnen-Generation: Wortgewandt, smart, professionell, ohne Allüren – und erfrischend ehrlich. Inzwischen lebt die 26-Jährige von Ihrem Business. 67 000 Follower gehören zu Ihrer Community – Tendenz steigend. Wir trafen die hübsche Brünette auf ein Kaltgetränk im frühlingshaften Düsseldorf.

Kannst Du uns von Deinen Anfängen erzählen? Was hat Dich bewogen, einen Blog zu machen?

KB: Ich habe 2013 mit Instagram angefangen, habe damals aber nur meine Outfits hochgeladen – vor dem Spiegel fotografiert, also in mäßiger Qualität. Damals hatte ich so um die 1000 Follower und bin mit anderen Blogs in Berührung gekommen. Ich habe ja auch Medienkommunikation und Journalismus in Köln studiert und so war der Reiz groß, selbst einen Blog zu machen.

Du nennst Dich Shopaholic. Meinst Du das ernst?

KB: Nicht total. Aber ich habe immer gerne Klamotten gekauft und schon als Dreijährige meine kleine Schwester ausstaffiert. Dennoch bin ich nicht der totale Kaufsuchtie. Da gibt es wohl noch schlimmere. (lacht)

Wie fühlt es sich an, diesen Einfluß zu haben? Denkst Du darüber nach?

KB: Schon. Auch wenn ich keine besonders kritischen Themen in meinem Blog behandle, spüre ich den Einfluß. Zum Beispiel in Sachen Alkohol. Früher dachte ich, es wäre in Ordnung, auf einem Foto ein Glas Sekt zu zeigen. Jetzt sehe ich das anders. Von meinen 67000 Followern sind bestimmt einige unter 16. Und die denken dann: Ah, es ist cool, Sekt zu trinken! Da bin ich sehr viel vorsichtiger geworden. Ich selbst rauche nicht, würde aber auch wenn ich es täte nie Zigaretten zeigen. Oder bei einer Kooperation ein Beautyprodukt empfehlen, das meiner Haut nicht bekommen ist.

Verfolgst Du eine bestimmte Philosophie? Was ist Dein Ziel?

KB: Mode ist mein Fokus und ich würde mich gerne noch mehr im High Fashion Bereich etablieren. Also auf der Pariser Fashion Week unterwegs sein und nicht nur in Berlin. Außerdem würde ich gerne meinen Reiseschwerpunkt ausbauen.

Gibt es ein Unternehmen, mit dem Du gern einmal zusammenarbeiten würdest?

KB: Für Chanel, Gucci oder Valentino zu arbeiten, fände ich fantastisch.

Und eines mit dem Du nie kooperieren würdest?

KB: Beauty-Unternehmen, die viele Tierversuche machen, kommen für mich nicht in Frage. Ich hatte schon Anfragen, die habe ich aber abgelehnt.

Wie misst Du selbst Deinen Erfolg?

KB: Natürlich werde ich immer zuerst an der Zahl meiner Follower gemessen. Ich persönlich finde aber die Interaktion ausschlaggebender, also welches persönliche Feedback ich bekomme. Da ich seit sechs Monaten hauptberuflich blogge, ist es für mich natürlich auch ein Erfolgskriterium, ob und wie gut ich von meiner Arbeit leben kann. Und drittens gibt mir die Qualität der Kooperationspartner Auskunft über meinen Erfolg.

Wie nachvollziehbar ist der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Follower bei Instagram und dem Jahresumsatz?

KB: Dazu lässt sich keine Regel aufstellen. Manche Influencer haben nur 20 000 Follower bei Instagram und können von ihrer Arbeit leben, anderen mit 80 000 Fans gelingt das nicht. Zumal ja auch die Seitenaufrufe der einzelnen Blogs für die Koops relevant sind. Manch ein erfolgreicher Influencer erreicht seine Community in erster Linie über seinen Blog, nicht über Instagram. Da muss man schon fein unterscheiden.

Was glaubst Du, muss man mitbringen, um ein guter Influencer zu werden?

KB: Es ist so ein Klischee: Aber ich glaube Authentizität ist das A und O. Ein Influencer braucht heute ein Alleinstellungsmerkmal: Entweder einen tollen Style, ein besonderes Aussehen oder das Talent, wunderbare Reiseberichte zu schreiben. Du musst sehr offen und stressresistent sein. Weil Du ja immer online bist. Ab einem bestimmten Punkt muss sich aber jeder Handy-Auszeiten nehmen, sonst kommt man gar nicht mehr zur Ruhe.

Könntest Du Dir vorstellen, auch für politische Themen einzutreten? Zum Beispiel Nachhaltigkeit?

KB: Ich war schon oft kurz davor. Zum Beispiel berührt mich das Thema Tierschutz sehr und ich bewundere es, dass andere Blogger sich dafür stark machen. Bislang habe ich mich diesbezüglich zurückgehalten, weil ich unsicher bin, wie meine Community reagiert. Eine Bloggerin, die Brustkrebs bekommen hat, geht zum Beispiel momentan sehr offensiv mit ihrer Krankheit um und postet ihre Erfahrungen. Das finde ich mutig! Ich denke, dass auch ich mich vorsichtig schwierigen Themengebieten nähern werde. Man muss nur den richtigen Einstieg finden.

Wie stehst Du zu Fleischkonsum, Leder und Pelz in Deinen Posts?

KB: Ich bin Vegetarierin und würde nie im Leben Pelz auf meinem Blog zeigen. Ich hatte einmal auf einem Foto eine ‚Instyle’ in der Hand, auf deren Cover ein Pelz abgebildet war. Das hat schon einen kleinen Shitstorm ausgelöst. Aber ich trage Lederschuhe und Ledertaschen. Das finde ich aber in Ordnung und bekomme auch keine nachteiligen Rückmeldungen.

Wo holst Du Dir Inspiration?

KB: Ich schaue gerne in Zeitschriften, bin leidenschaftliche ‚Instyle’-Leserin. Und natürlich sehe ich viel auf Instagram.

Gibt es Blogger, die Du besonders schätzt oder bewunderst? Warum?

KB: Ich bin bei Blogwalk unter Vertrag und finde einige meiner Kolleginnen sehr gut. Zum Beispiel Laura von Designdschungel und die Mädels von Shoppisticated. Ich mag aber auch Aylin König sehr. Nina Schwichtenberg von Fashiioncarpet ist für mich die Vorzeigebloggerin schlechthin. Sie bewundere ich für ihre Professionalität.

Was war Deine bislang schönste Reiseerfahrung?

KB: Ich hatte auf meiner letzten Reise nach Bali und in Australien ein paar tolle Kooperationen. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber das schönste Event durfte ich mit Orsay in Baden-Baden erleben. Das Brenners Parkhotel, in dem wir gewohnt haben, war wirklich der Hit!

Wo siehst Du Dich in fünf oder zehn Jahren?

KB: In fünf Jahren werde ich hoffentlich noch bloggen. Falls das nicht mehr funktioniert, würde ich gerne auf die andere Seite wechseln. Ich könnte mir vorstellen, in einer Agentur zu arbeiten: PR, Social Media oder Influencer Relations. Mit meiner jetzigen Erfahrung und dem Studium im Rücken wäre ich ja ganz gut aufgestellt.